Lolita und der PapstZwei ganz unterschiedliche Komponisten von Schachproblemen |
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Jäger von Schmetterlingen und Schönheit auf dem SchachbrettDer große russisch-amerikanische Romancier und Ironiker Vladimir Nabokov(Lolita, Fahles Feuer, Ada oder das Verlangen und Sprich, Erinnerung, sprich) besaß neben seinem bedeutenden literarischen Schaffen noch zwei weitere Leidenschaften, die ihm in Fachkreisen bescheidenen Ruhm einbrachten: die Schmetterlingsjagd und die Komposition von Schachproblemen. Von letzterer finden sich im folgenden einige Kostproben: |
![]() A: Matt in 3 Zügen |
![]() B: Matt in 3 Zügen |
![]() C: Matt in 3 Zügen |
![]() D: Matt in 2 Zügen |
Lösungen |
Lushins Verteidigung
Vladimir Nabokov war nicht nur einer der sprachgewaltigsten
Schriftsteller des 20. Jahrhunderts sondern verfasste in "Lushins
Verteidigung" auch den trotz Stefan Zweigs "Schachnovelle"
bedeutendsten weil die Materie wirklich durchdringenden Schachroman.
Lushin ist ein lustloser, unleidlicher und zutiefst phlegmatischer Junge, der an nichts im Leben Freude findet als an vertrackten Puzzlespielen und Zaubertricks, als er zufällig ein Schachspiel entdeckt. Dieses für ihn mit einer mystischen Aura umgebene Spiel läßt eine ungeahnte und in seinem Leben einzig bleibende Leidenschaft auflodern, der er als Heranwachsender im Heimlichen, Verborgenen, unverstanden hinter verschlossenen Türen frönt. Bald erweist sich seine große Begabung, und getrieben vom eigenen Fanatismus und seinem skrupellosen Impressario Valentino mißt er seine Kräfte mit den größten Schachmeistern der Zeit, hetzt von Turnier zu Turnier, verschleißt sich in Simultan- und Blindschaukämpfen gegen Amateure. Lushin zählt zu der Handvoll Anwärter auf den Weltmeisterthron, doch seine schachliche Entwicklung stagniert. Mehr und mehr klafft über die Jahre die kreative Phantasie seiner häuslichen Vorbereitung und sein zaghaftes, ja ängstliches Spiel auf Turnieren auseinander. Zur gleichen Zeit tritt zum ersten Mal eine Frau in Lushins Leben, die seiner eigenbrötlerischen und abweisenden Art zum Trotz weniger ihn selbst als vielmehr sein Genie zu ihrem Idol erkürt. Doch in seinem Herzen ist nur Platz für das Schachspiel, und in einem letzten großen Turnier will er noch einmal an seine zurückliegenden Erfolge anknüpfen. Er muß all seine Kräfte aufbieten, dem Favoriten Turatti Paroli zu bieten. Das Turnier kummuliert in der mit Spannung erwarteten aufreibenden Partie der zwei Widersacher, die unvollendet in einem Nervenzusammenbruch Lushins mündet. Seine aufopfernde Frau versucht den Genesenden daraufhin gegen alle Schachgedanken abzuschirmen. Vergebens. Erneut entflammt ein Schachspiel Lushins schwelende Glut. Und allmählich wird ihm das ganze Leben zu einem Schachspiel, einer einzigen gewaltigen Partie, bei der er sich gegen die Eindringlinge in seine Welt verteidigen muß, ihre Züge vorausahnen, sie mit Gegenzügen beantworten, überall Fallen, Opfer, hinterlistige Kombinationen witternd. Doch schließlich muß er erkennen: Die Partie ist verloren. Als letzte Verteidigung bleibt ihm gleich dem Umstürzen des eigenen Königs als Zeichen der Aufgabe nur noch der Sturz aus dem Fenster hinab zu einer Erde, die unterteilt ist in helle und dunkle Quadrate. Nabokovs Roman ist das Porträt eines Genies in einem ganz beschränkten Gebiet, der doch gleichzeitig unfähig ist zu leben. Alles, wonach er strebt ist "Einfachheit, harmonische Einfachheit, die mehr als die komplizierteste Magie in Erstaunen setzt". Doch das reale Leben ist nicht einfach. Und unter Menschen bleibt er, dessen Welt nicht mehr als 64 Felder braucht, unendlich einsam. So erfährt der Leser auch Lushins Vornamen "Alexander Iwanowitsch" erst auf der letzten Seite, als es bereits keinen Alexander Iwanowitsch Lushin mehr gibt. |
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Unfehlbarkeit auf 64 FeldernZwei Schachprobleme aus der Feder Karol Wojtylas,inzwischen besser bekannt als Papst Johannes Paul II. |
![]() A: Matt in 2 Zügen |
![]() B: Matt in 2 Zügen |
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